Bilderberger Steinbrück wird neuer Kanzler

Der amerikanische Historiker Allan J.Lichtman und der russische Wissenschaftler Ken DeCell haben mit der in ihrem Buch „The 13 Keys to the Presidency“ Bundestagswahl 2013: Die 13 goldenen Schlüssel zum Kanzleramtbeschriebenen Methode erneut treffsicher vorausgesagt, wer die US-Wahl 2012 gewinnt. Hierzu gibt es eben die 13 wesentlichen Fragen, mit denen Lichtman angeblich schon seit Jahrzehnten erfolgreich den Ausgang von US Präsidentschaftswahlen vorhersagt. Ich hab mir mal die Mühe gemacht, die Schlüsselfragen übersetzt und auf unseren kommenden Bundestags- bzw. Kanzlerschafts-Wahlkampf adaptiert…hier mein Ergebnis:

Lichtman und DeCells Regel zur Bestimmung eines Wahlsiegers lautet: „Wenn fünf oder weniger als fünf der 13 Aussagen nicht zutreffen, gewinnt der Amtsinhaber bzw.dessen Partei erneut und nichts ändert sich. Werden sechs oder mehr Aussagen als falsch eingestuft, gewinnen die Herausforderer“. Hier die Fragen im Einzelnen.

Punkt 1. betrifft die amerikanische Wahl des Representantenhauses. Hier gäbe es ein Plus, ein wahr, wenn die regierende Partei im Vergleich zur gleichen Wahl von vor vier Jahren (nicht zu verwechseln mit Präsidentschaftswahlen, die zwei Jahre davor stattfinden) Sitze hinzugewinnt. Angesichts der Tatsache, dass CDU/CSU/FDP im am ehesten vergleichbaren Bundesrat gut Federn gelassen haben, gibts hierfür also schonmal das erste „Minus“, also false. Und über die ganzen einzelnen Landtagswahlen haben wir hier noch nichtmal gesprochen…

Grafik Zusammensetzung des Bundesrates (Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE)
Grafik Zusammensetzung des Bundesrates (Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE)

Punkt 2 betrifft die innerparteiliche Konkurrenz des Amtsinhabers (der Amtsinhaberin) um seinen/ihren Posten, die offensichtlich im Regierungslager nicht existiert und von der SPD bis auf den vermeintlich letzten, günstigen Moment hinaus gezögert wurde. Dafür gibt es dann nach Lichtman ein true…er hat wohl geahnt, dass die Parteien sich gern hinter ihre Führung stellen und interne „Wahlen“ als „Querelen von Querulanten“ abtun. Aber zurück zur Sache; zu

Punkt 3 ist einfach und fragt nur, ob der Kandidat der im Representantenhaus stärkeren Partei bereits der aktuelle Präsident ist. In unserem Falle können wir also sagen, nein, false. Die Partei der Amtsinhaberin ist nicht auch zugleich vorn im Bundesrat. Wenngleich sich das auch erst seit kurzem bis dahin verschoben hat (LtW Niedersachsen 2013).

Unter Punkt 4 wird vermutet, dass es keine „signifikante dritte Wahlmöglichkeit“ gebe, wie es in den USA ja so üblich ist. Bei uns ist das mit der FDP, den Grünen, den Piraten und vielleicht noch anderen eh anders, obwohl diese Parteien nicht wirklich einen Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken. Dennoch würde ich die Bewertung dafür auf „false“ setzen, ein Minuspunkt für vorhandene Konkurrenz sozusagen 😉 …diese Amis

Punkt 5 ist schon etwas heikler zu bewerten, da es sich nun erstmals um Wirtschaft (von wegen „it´s the economy, stupid“) dreht. Die Aussage „die Wirtschaft befindet sich während der Wahlkampfphase nicht in einem Abschwung“ kann für den aktuellen Bundestags-Wahlkampf noch nicht abschließend getätigt werden, wird aber voraussichtlich ein „wahr“ bekommen. Deutschland steht ja international aktuell angeblich so gut da, unilateral gibt es aber einiges Gequengel. 😉

Der sechste Punkt fragt dann knallhart die Fakten ab:“Hat das Pro-Kopf Einkommen während der laufenden Amtszeit das mittlere Wachstum der zwei vorangegangenen Legislaturperioden erreicht oder übertroffen“ solle man ein „ja“ setzen. Genau weiß ich es aber nicht, da jedoch die Reallöhne der meisten Arbeitnehmer in den letzten zwanzig Jahren der Preissteigerung nicht hinterher gekommen sein sollen, nehme ich eher an, dass es hierfür ein „false“ zu verteilen gilt.

Zur Auflockerung noch einmal Professor Lichtman im Gespräch über seine Theorie:

Uff, endlich wieder ein weicheres Thema bei Punkt 7. Ob „die regierende Administration weitreichende Veränderungen der nationalen Ausrichtung umsetzt“ ist dennoch nicht ganz einfach zu beantworten. Ich meine, eher nein. Die allgemeine Ausrichtung bestimmt bei Schwarz-Gelb die Tagespolitik und ein großer neuer Gesellschaftsentwurf ist von Konservativen eh nicht erwartbar. Dennoch haben sie ja ein paar AKWs abgeschaltet, die Leerverkäufe an deutschen Börsen untersagt und – last not least – den ESM mit aufgelegt. Hier müssen wir also unter Umständen nochmal ran, wenn es am Ende eng wird 😉 Bisher false

Um für Punkt 8 ein „true“ vergeben zu können, ist es nötig, dass es in der laufenden Amtszeit keine „anhaltenden sozialen Unruhen“ gegeben hat, zu denen man die Occupisten zählen kann. Muss man aber nicht, denn „soziale Unruhen“ sind eher in Griechenland oder Spanien abgelaufen, während man in Frankfurt einen seit dem 23.5.2012 (oder wars schon 2011?) ungenutzten Börsensaal mit Bongotrommelmusik und Würstchengeruch beglückte. Daher von mir ein „wahr“ an dieser Stelle.

Punkt 9 ist wohl auch mehr was für Amerikaner, obwohl es natürlich auch bei uns schon genügend Skandale, durch höchste Stellen ausgelöst, gegeben hat (100.000 Mark aus meiner Schublade einer gesehen?). Dennoch, Frau Merkel wird ihre zweite Amtszeit trotz Guttenberg und Schavan ohne große Skandale überstehen, es sei denn, sie vergrabscht sich jetzt noch an einem Praktikanten 😉 Ein weiteres „wahr“ für unsere Abrechnung also.

Ähnlich gestrickt ist Aussage 10, die nach der „Vermeidung grober Fehler“ in außenpolitischen oder militärischen Angelegenheiten fragt. Auch wenn Frau Merkel wegen ihrer humorlosen Art nicht sehr beliebt sein soll, kann man einen solchen „major failure“ wohl eher nicht erkennen. Das mag der gemeine Grieche anders sehen, aber dessen Sichtweise haben hier eben nicht so viele und von daher bleibt die Einschätzung bei „wahr„; extreme außenpolitische Fehltritte wurden vermieden.

Punkt 11 betrifft offensichtlich noch einmal die Außenwirkung des politischen Repräsentanten bzw. die Wertschätzung des Normalbürgers für internationale Beziehungen. Hier heisst es nämlich: „hat die aktive Administration einen grossen internationalen Erfolg, diplomatisch oder militärisch, zu verzeichnen?“. Und das muss ja wohl leider mit nein beantwortet werden. Das vorangetriebene Euro-Fiskal-System kann kaum ein Ersatz für „wirklich“ gute Beziehungen sein, und etwas anderes fällt mir grade nicht ein.

Der vorletzte Punkt, 12, fragt den wohl weichsten Faktor ab, nämlich ob der Amtsinhaber besonders charismatisch oder sogar ein „nationaler Held“ sei. Na ja, und wer das behauptet, dem haben sie wohl die Schuhe mit nem Bohrhammer zugemeisselt. FALSCH

Zu guter Letzt (13) spielt angeblich auch noch eine Rolle, wie „charismatisch“ und „Held-geeignet“ der Gegenkandidat ist. Auch hier käme mir wohl das Prusten, wenn einer behauptet, der Peer wär n Held. Also eigentlich auch nein, da die Frage aber andersrum formuliert ist (challenging party candidate is not charismatic) muss die Bewertung „true“ lauten. Und: nein, Peer, da hilft auch der Spruch mit den Clowns gen Italien nicht.

Abrechnung

Zählen wir also endlich mal zusammen, was laut Lichtman das untrügliche Ergebnis sein wird. Nach meiner Rechnung kommt man also auf sieben negative und sechs positive Bewertungen, womit ein Abgang Frau Merkels besiegelt sein dürfte. Auch wenn es denkbar knapp ausgeht, hatten wir den Peer ja auch schon aus anderen Gründen vorn.

Ihr dürft hier gern meine Bewertungen diskutieren und darauf hoffen, dass sich an dem ein oder anderen Punkt noch etwas ändert (ändern lässt..). Nicht zuletzt ist auch der Ablauf der Bundestagswahl ein ganz anderer, als der eines US-Wahlkampfs, so dass genügend Diskussionsstoff vorhanden sein sollte.

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