Warum Uli Hoeneß sich bewusst für eine fehlerhafte Selbstanzeige entschieden hat...(Bildquelle: fcbayern.de)

Bei aller Überraschtheit der Presse über Uli Hoeness deutlich größere Steuerschuld lässt sich vermuten, dass die Größenordnung absichtlich viel zu klein gewählt wurde. Gewisse Automatismen zwingen die Beteiligten eben immer zu entsprechend konformem Verhalten. Beim Bayernpräsidenten könnte das etwa so ausgesehen haben:

Automatismen

Wie mittlerweile bekannt ist, durfte Uli Hoeneß unter Anleitung von Steuerbeamten und -beratern seine Steuererklärungen mehrfach nachbearbeiten, hat im Endeffekt dennoch nur zehn oder 15% des eigentlichen Fehlbetrags als Steuerschuld angegeben. Was war da los? Waren die besoffen? Wohl kaum!

Steuerfuzzi: „du brauchst die angegebene Fehlsumme von der Selbstanzeige, dann noch einmal denselben Betrag oben drauf als Strafe; den musst du auch gleich mit überweisen. Und wegen der Größenordnung musst du wohl auch eine Kaution hinterlegen… sagen wir fünfzig Prozent“

Angegeben hat der gute Uli dann 3,5 Millionen Steuerschuld. Plus 3,5 Millionen Strafzahlung und drei Millionen „Goodwill“ Kaution kommt man auf die angegebenen 10 Millionen, die auf dem Konto der Staatskasse angekommen sein sollen. Dass das jedoch nur ein Bruchteil war, muss ihm in diesem Moment sehr wohl bewusst gewesen sein…doch da war ja der Sachzwang.

Denn – wie sich ja ebenfalls herausstellte – der eigentliche Fehlbetrag beläuft sich ja auf 27.2 Millionen Euro, zu denen sich weitere 27 Millionen als Strafe gesellen, womit der gute Uli inklusive Kaution schon deutlich über fünfzig Millionen gewesen wäre… Und da würde ich mal vermuten dass er sie einfach nicht gehabt hat.

“ ich habe aber keine fünfzig Millionen Euro“
“ wie viel hast du denn dann müssen wir die Zahlung danach ausrichten“
„Puh, allerhöchstens 30, aber dann bin ich auch pleite…“

Vielleicht hat man dann versucht, gewisse Dinge noch über Landshut zu verschleiern, doch auch von dort kamen ja zum Schluss die Zahlen. Aber selbst wenn man nur die zwischenzeitlich genannten 18,5 Millionen (zzgl. ca. 20 Millionen Strafe) zu Grunde legt, ist das schon ziemlich deutlich mehr, als ursprünglich angegeben und es hätte auch eine Strafe gegeben. Aber wer weiß: 40 Millionen Schaden hätte er wirtschaftlich womöglich überstanden, 55 aber eben nicht mehr, so dass die Spekulation darauf hinaus lief, im besten Fall bei plus minus null rauskommen zu können…auch wenn das Knast bedeutete. Der worst case, also Knast und pleite, ist jetzt aber möglicherweise eingetreten…(vor einigen Minuten wurden dreieinhalb Jahre Haft als Entscheidung vermeldet).

Ja, Uli Hoeneß ist ein reicher Mann, reich an kostenintensiven Hobbies, reich an Ruf und vielleicht auch in drei Jahren noch reich an Geld. Ich vermute trotzdem, das es durch diesen Fall existenziell eng wird für ihn. Denn sollte er selbst eine so große Summe sich aus dem Ärmel schütteln können, fragt sich, warum das Risiko der gescheiterten Selbstanzeige eingegangen wurde. Der Mann ist pleite, bankrott, insolvent…anders kann ich mir das jedenfalls nicht erklären.
Er muss in den letzten Monaten sehenden Auges in die Zelle gewandert sein; ganz anders, als alle dachten.

Unbeteiligte Beteiligte
Einige Player spielen allerdings noch nebengeordnete Rollen, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Da ist zum Einen der FC Bayern, der verdammt froh sein kann, dass ihm noch keine Einmischung privaten Uli-Geldes unterstellt wurde (der Uli und sein Köfferchen voll Handgeld…).
Zum anderen, und da ist die Rolle gar nicht so nebengeordnet, könnte man ja auch bei schweizerischen Vontobel Bank mal fragen, was wohl mit dem Wörtchen „Verantwortung“ gemeint sein könnte. Aber das besprechen die wohl lieber mit den Chefs von Apple und Google, als mit „Knacki Hoeness“…die halten sich beim Steuerbetrug ja wenigstens an die Regeln und machen auch nicht mit so Kinkerlitz-Milliönchen rum..

Fazit
Vielleicht ist es ja die fehlende Demut, wegen der mir das Mitleid abgeht, aber ich bin ja auch kein großer Fußballfan und kenne die Insolvenzsituation. Trotzdem hat mir die Reue und schnelle konsequente Entscheidung einer Margot Käsmann mehr imponiert, als der trotzig herausgeschobene – überfällige – Rücktritt des Bayern-Präsidenten. Bis zum letzten Verhandlungstag den Kopf hoch erhoben tragen, scheissegal ob knallrot oder nicht – total unangemesen. Alles reine Show, wer sich schämt, soll auch so schauen.

Hoffentlich lernt er wenigstens das im Knast…vom Showmaker zum Mensch zu werden.

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